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nach Willkür Vieles zusammenseht und darstellt, was in der Wirklichkeit niemals zusammentrifft oder sich, ereignet. Die Philosophie läßt das Individuelle liegen; sie fait nicht die ersten Eindrücke von den Individuen, sondern die von ihnen abgezogenen Begriffe auf und thr Geschäft besteht in Zusammensehung und Eintheilung derselben, wobei sie dem Geseke der Natur und der einleuchtenden Gewißheit des Wirklichen gemäß verfährt *).

Daß sich dies so verhalte, erhellet leicht, wenn man auch auf den Ursprung der Erkenntnisse achtet. Die in= dividuellen Gegenstände allein berühren den Sinn, welcher gleichsam die Pforte aller Erkenntniß ist. Ihre Bilder oder die von dem Sinn ausgenommenen Eindrucke werden im Gedächtnisse festgehalten. Später nimmt die mensche liche Seele sie wieder vor und vergegenwärtigt sie dann entweder bloß, oder ahmt sie in einem gewissen Spiele nach, oder verarbeitet sie in Zusammensehungen und Trennungen. Daher ist es ganz klar, daß aus diesen drei Quellen, dem Gedächtnisse, der Phantasie und der Vers nunft, gleichsam als drei Ausflusse Geschichte, Poesie und Philosophie entspringen, und daß es nicht andere oder mehrere geben kann. Geschichte und Erfahrung ist eins und dasselbe, so wie auch Philosophie und eigent liche Wissenschaft in engerer Bedeutung 2).

Die nämliche Eintheilung ist ebenfalls auf die Theologie anwendbar. Zwar sind die Belehrungen durch das göttliche Orakel und die durch den Sinn sowohl ihrem Inhalte nach, als auch in Hinsicht der Art der Mittheilung verschieden. Aber der menschliche Geist ist nur einer und seine Behältnisse sind für allen Stoff die nämlichen. Demnach besteht die Gottesgelahrtheit theils aus der heis ligen Geschichte, theils aus Parabeln, welche als die göttliche Poesie zu betrachten sind, theils aus Lehren und Dogmen, die eine unwandelbare Philosophie ausmachen. Was denjenigen Theil betrifft, der in dieser Eintheilung nicht enthalten zu seyn scheint, nämlich den Inbegriff der Weissagungen, so fällt dieser in die Rubrik der Geschichte. Denn die göttliche Geschichte hat den großen Vorzug vor der menschlichen, daß ihre Erzählung nicht weniger den Thatsachen vorhergehen, als ihnen nachfolgen kann *).

1) 1. c. 2) 1. e.

Wir übergehen hier Baco's Eintheilungen der Ge: schichte und der Poesie und heben nur die Hauptpuncte in seiner Eintheilung der von ihm zur Philosophie gerech neten Wissenschaften hervor.

30. Das Object der Philosophie ist nach ihm ein dreifaches, nämlich Gott, die Natur und der Mensch. Eben so ist dreifach der von den Gegenständen ausgehende und unsre Intelligenz berührende Stral. Die Natur trifft das Erkenntnißvermogen mit geradem Etrale; Gott aber trifft es, wegen des ihm ungleichen Mediums (náms lich der Geschdpfe), mit gebrochenem Strale; der Mensch endlich, insofern er sich selber erkennt, mit reflectirtem Stcale. Daher ist es passend, die Philosophie in drei Lehren zerfallen zu lassen, in die Lehre von der Gottheit, von der Natur und vom Menschen. Die gemeinschaftli che Grundlage aller drei Lehren ist eine Universalwiffen

1) 1. c.

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schaft, welche die erste Philosophie genannt werden kann. Diese begreift alle diejenigen Axiome in sich, die keiner der besonderen Wissenschaften eigenthumlich angehdren, sondern immer mehreren derselben gemeinschaftlich zu= kommen *).

Der philosophischen Lehre von der Gottheit weiset Baco ziemlich enge Schranken an, aus denen sie nicht heraustreten und eingreifen soll in die theologische Region der Mysterien des Glaubens. Er meint, wie wir stets verbunden seyn, dem göttlichen Geseke zu gehorchen, so sehr auch oft unser Wille sich ihm widerseke, eben so seyn wir dem Worte Gottes Glauben schuldig, wenn auch unsre Vernunft widerstrebe. Je scheinbar ungereimter und je unglaublicher irgend ein göttliches Geheimniß sey, desto mehr Ehre erweise man Gott im Glauben an dass selbe und desto ruhmlicher werde der Sieg des Glaus bens 2). Ja, fügt er hinzu, wenn wir die Sache aufe merksam erwägen, so werden wir finden, daß nach unses

1) De augment. scient. III, 1.

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2) 1. c. IX, 1.: etenim, si ea duntaxat credamus, quae sunt rationi nostrae consentanea, rebus assentimur, non auctori, quod etiam suspectae fidei testibus praestare solemus. At fides illa, quae Abrahamo imputabatur ad justitiam, de hujusmodi re extitit, quam irrisui habebat Sarah, quae in hac parte imago quaedam erat rationis naturalis. Quanto igitur mysterium aliquod divinum fuerit magis absonum et incredibile, tanto plus in credendo exhibetur honoris deo et fit victoria fidei nobilior. Etiam peccatores, quo magis conscientia sua gravantur et nihilominus fidem de salute sua in dei misericordia collocant, eo deum majore aßiciunt honore.

rem gegenwärtigen menschlichen Zustande das Glauben etwas Würdigeres ist, als das Wissen. Denn in der Wissenschaft ist der menschliche Verstand der Einwirkung der Sinne unterworfen, die auf materiellen Bedingungen beruhen; im Glauben dagegen wirkt der Geist auf den Geist *). Auch das ist nicht zu bezweifeln, daß ein gro Her Theil des Sittengesekes zu erhaben ist, als daß sich das naturliche Licht in uns zu ihm aufschwingen könne 2). Mit den Geheimnissen der geoffenbarten Religion soll sich die Vernunft überhaupt gar nicht befassen. Wohl aber ist ihr die Natur der Engel und Geister weder unerforsche lich, noch ein verbotener Forschungsgegenstand, und die Lehre von diesen Wesen ist als ein Anhang zur Philoso= phie von Gott zu betrachten 3).

Die Philosophie über die Natur zerfält in die Un tersuchung der Ursachen und in die Hervorbringung der Wirkungen, oder in die speculative und in die operative. Die speculative ist theils Physik, welche die wirkende Urz sache und die Materie, theils Metaphysik, welche die Endursache und die Form zum Gegenstand ihrer Bes trachtungen hat. Die operative begreift die Mechanik und die naturliche Magie unter sich. Die Mathematik ist eine Hilfswissenschaft und ein Anhang zur speculativen und operativen Naturphilosophie *).

1) 1. c.

2) 1. c.: quare nec illud dubitandum, magnam partem legis moralis sublimiorem esse, quam quo lumen naturae adscendere possit.

3) 1. c. III, 2.

4) 1. 6. III, 5-6.

Die Philosophie über den Menschen betrachtet ihn entweder als abgesondertes Individuum oder in geselliger Verbindung. Hieraus entstehen zwei Theile, von denen der erste die Philosophie der Menschheit, der andere die Philosophie der bürgerlichen Geselligkeit zu nennen ist *).. Außer beiden gibt es hier eine allgemeine Wissenschaft von der Natur und dem Zustande des Menschen. Diese list sich ebenfalls in zwei Theile sondern; der erste hat die ungetheilte Natur des Menschen, der andere das Band zwischen Seele und Körper zum Gegenstande. Jener mag die Lehre von der Person des Menschen, dieser die Lehre von der Verbindung heißen 2). Die Lehre von der Person des Menschen enthält Betrachtun gen theils über die Leiden und Mühseligkeiten des menschlichen Geschlechtes, theils über die Vorzuge desselben. Die Lehre von der Verbindung umfasst die Physiognomik und die Erklärung der naturlichen Traume nebst mehre ren verwandten physiologisch = psychologischen Forschungs zweigen, welche bisher noch nicht wissenschaftlich behan delt worden 3). Die Philosophie der Menschheit besteht

1) 1. c. IV. 1.: doctrina de homine duplex est, aut enim contemplatur hominem segregatum, aut congregatum atque in societate. Alteram harum philosophiam humanitatis, alteram civilem vocamus.

2) 1. c.: scientia de natura et statu hominis distribui potest in duas partes, attribuendo alteri naturam hominis indivisam, alteri vinculum ipsum animae et corporis. Quarum primam doctrinam de persona hominis, secundam doctrinam de foedere vocabimus. 3) 1. c. posterior pars doctrinae foederis in artem nondum redacta est. Duo considerat: aut, quomodo et quousque humores et temperamentum corporis im

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