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viel Vertrauen zu schenken, welche uns auch nur Einmal getäuscht haben. Ferner bemerken wir, daß wir in uns seren Träumen mit unzähligen Dingen uns beschäftigen, welche-nirgends epistiren, und in unserem gegenwärtigen Zustande des Zweifels besiken wir noch kein Kennzeichen, durch welches wir den Traum vom Wachen bestimmt zu unterscheiden im Stande sind. Außerdem werden wir auch an dem Uebrigen zweifeln, was wir bisher für das Ausgemachteste gehalten haben, sogar an den mathematischen Demonstrationen, sogar auch an den Principien, denen wir eine unmittelbare Evidenz zugeschrieben. Dies durfen wir theils deshalb thun, weil wir erfahren haben, daß wir auch bei solchen Gegenständen mitunter irrten und Manches als ganz zuverlässig und durch sich selbst einleuchtend gelten ließen, was wir späterhin für falsch erkannten; theils deshalb, weil wir gehdrt, daß ein Gott ist, der Alles vermag und uns unser Daseyn verliehen. Wir wissen noch nicht, ob er uns nicht vielleicht als sol= che Wesen hat erschaffen wollen, die sich immer täuschen, selbst in den Puncten, die ihnen als die bekanntesten ers scheinen. Dies könnte nicht weniger möglich seyn, als die unbestreitbare Thatsache, daß wir uns bisweilen thu schen *).

Wie dies aber auch sich verhalte, so finden wir uns lhugbar in unserem Innern die Freiheit, uns von der Annahme dessen zuruckzuhalten, was für uns noch nicht ganz entschieden ist, und dergestalt zu verhuten, daß wir jemals irren. Wenn wir nun Alles auf die Seite stels len, woran wir nur irgend zweifeln können, und uns sos

1) Princip. Philos. P. I. 1-6. Vergl. Meditat. de prima philosoph. I.

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gar einbilden, dies Alles sey falsch, so werden wir zwar die Ansicht fassen dürfen: es gebe keinen Gott, keinen Himmel, keine Körper, wir haben keine Hände, keine Fuße, überhaupt keinen Leib. Aber unmiglich ist es, uns vorzustellen: wir, die wir solche Gedanken hegen, seyn nichts. Denn die Meinung enthält einen Widers spruch: Dasjenige, was denkt, existire nicht. Deshalb ist die Erkenntniß: ,,ich denke, folglich bin ich," die erste und zuverlässigste, die sich einem jeden methodisch Philosophirenden darbietet *).

1) Princip. philos. I, 6.: ac proinde haec cognitio: ego cogito, ergo sum, est omnium prima et certissima, quae cuilibet ordine philosophanti occurrat. Vergl. Meditat. II., (edit. 1670. p. 9.): sed mihi persuasi, nihil plane esse in mundo, nullum coelum, nullam terram, nullas mentes, nulla corpora; nonne igitur etiam, me non esse? imo certe ego eram, si quid mihi persuasi. Sed est deceptor nescio quis, summe potens, summe callidus, qui de industria me semper fallit; haud dubie igitur ego etiam sum, si me fallit, et fallat, quantum potest, nunquam tamen efficiet, ut nihil sim, quamdiu me aliquid esse cogitabo, adeo, ut omnibus satis superque pensitatis denique statuendum sit hoc pronunciatum: ego sum, ego existo, quoties a me profertur, vel mente concipitur, necessario esse verum. Um jedem Mißverständnisse vorzubeugen, der sei= ner Aufstellung jenes Sakes, als des ersten und gewissesten Grundsakes fur alle Erkenntniß, begegnen könnte, bemerkt Cartesius Princip. philos. I, 10.: atque, ubi dixi, hanc propositionem: ego cogito, ergo sum, esse omnium primam et certissimam, quae cuilibet ordine philosophanti occurrat, non ideo negavi, quin ante ipsam scire oporteat, quid sit cogitatio, quid existentia, quid certitudo; item, quod fieri non possit, ut id, quod cogitet, non existat, et talia. Sed quia hae sunt simpli

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Hierin zeigt sich auch der beste Weg, um die Natur des menschlichen Geistes und seinen Unterschied von dem Körper anzuerkennen. Wenn wir fragen, was wir selbst sind, indem wir zugleich sehen können, daß Alles nichtig sey, was von unserem eigentlichen Selbst verschie den erscheint, so sehen wir mit einleuchtender Gewißheit, daß nicht die Ausdehnung, die Gestalt, die räumliche Bewegung, noch irgend etwas Aehnliches, was dem Kör per beizulegen ist, zu unserer Natur gehdrt, sondern les diglich das Denken, d. h. hier, in dem weitesten Sinne dieses Wortes, jede in uns vorgehende, vom Bewußtseyn begleitete Seelenthätigkeit *). Unser Geist wird nicht nur früher und sicherer, sondern auch mit mehr Evidenz von uns erkannt, als unser Körper. Denn gemäß dem natürlichen Vernunftgebrauch ist es die bekannteste Wahr heit, daß dem Nichts keine Beschaffenheiten und Eigen= schaften zukommen. Wo wir also solche antreffen, da

cissimae notiones et quae solae nullius rei existentis notitiam praebent, idcirco non censui esse numerandas.

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1) 1. c. 8.: cogitationis nomine intelligo illa omnia, quae nobis consciis in nobis fiunt, quatenus eorum in nobis conscientia est. Atque ita non modo intelligere, velle, imaginari, sed etiam sentire idem est hic, quod cogitare. Nam si dicam, ego video, vel ego ambulo, ergo sum, et hoc intelligam de visione aut ambulatione, quae corpore peragitur, conclusio non est absolute certa, quia, ut saepe fit in somnis, possum putare me videre, vel ambulare, quamvis oculos non aperiam et loco non movear, atque etiam forte, quamvis nullum habeam corpus. Sed si intelligam de ipso sensu, sive conscientia videndi aut ambulandi, quia tunc refertur ad mentem, quae sola sentit sive cogitat, se videre aut ambulare, est plane certa.

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findet sich nothwendig eine Sache oder eine Substanz, der sie angehdren, und je mehr Beschaffenheiten wir an dem nämlichen Gegenstand antreffen, desto klarer erken= nen wir ihn. In unserem Geist aber entdecken wir des ren mehrere, als an irgend einem andern Dinge. Dies ergibt sich daraus, weil durchaus alles Andere, was uns von außen als Object der Erkenntniß entgegentritt, uns zugleich mit einer noch größeren Zuverlässigkeit zur Erz kenntniß unseres Inneren führt. Wenn wir z. B. urtheilen, daß die Erde existire, weil wir sie berühren und sehen, so vernehmen wir hieraus mit mehr Sicherheit, daß unser Geist existirt. Denn es konnte vielleicht der Fall seyn, daß wir die Erde zu gewahren glaubten, uns geachtet es keine Erde gibt. Aber unmdglich können wir diese Meinung fassen, ohne daß unser Geist Realiz tat besikt, dessen Thätigkeit hierin sich offenbart *).

34. Demnach haben wir die Wahrheit, welche in dem Ausdruck unseres Selbstbewußtseyns sich ausspricht, für die subjective Basis des menschlichen Wissens anzusehen. Wenn nun unser Geist, der sich selbst bereits kennt, wäh rend er noch die Realität der übrigen Dinge bezweifelt, nach allen Seiten hin sich umsicht, um seine Erkennte niß weiter auszubreiten, so sindet er zunächst in sich die Vorstellungen vieler Gegenstände. So lange er nur diese Vorstellungen selbst im Auge hat und weder behauptet noch läugnet, daß es etwas ihnen Aehnliches in, einer Außenwelt gebe, kann er sich nicht thuschen 2). Unter ihnen findet sich aber eine, welche bei weitem die vorzugs

1) Princip. philos. I, 11. Medit. II. pag. 10.
2) Princip. philos. I, 13.

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lichste ist, die Idee von einem im hdchsten Grade weisen, mächtigen und vollkommenen Wesen. Diese Idee trägt den Begriff einer Existenz in sich, welche keineswegs eine bloß mögliche und zufällige ist (so wie wir diesen Begriff in den deutlichen Vorstellungen der anderen Dinge fins den), sondern eine durchaus nothwendige und ewige *).

Wir erkennen die Wahrheit, daß die Winkel des geradlinigen Triangels zwei rechten gleich sind, daraus mit zweifelloser Gewißheit, weil es in dem Begriffe des Triangels mit Nothwendigkeit liegt, daß seine Winkel zwei rechten gleich seyn müssen. Eben so bundig folgt der Schluß, daß das vollkommenste Wesen existirt, bloß aus der Anerkennung, daß die Bestimmung des nothwen= digen und ewigen Daseyns in der Idee des vollkommensten Wesens enthalten ist 2). Hiervon wird man um so fester sich überzeugen, wenn man darauf achtet, daß wir von keinem anderen Gegenstand eine Vorstellung besiken, in welcher auf gleiche Weise das Pridicat der nothwens digen Existenz eingeschlossen ist. Denn hieraus erhellt, die Idee des vollkommensten Wesens sey nicht von uns ersonnen und sie stelle keine erträumte, sondern eine wahre und unveränderliche Natur dar, deren Nichtseyn etwas ganz Unmögliches ist, da ihr das unbedingt nothwendige Seyn zukommt 3). Ohne Bedenken würde man diese richtige Ueberzeugung fassen, wenn man sich vorher von allen Vorurtheilen frei gemacht hätte. Wir sind aber ges wohnt, bei allen anderen Objecten das Wesen von der

1) 1. c. 14.

2) 1. c.

3) 1. c. 15.

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