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von Allem und Jedem. Die zweite zeigt sich in den urz sprunglichen, ewig durch den Urheber bestehenden idealen Grundursachen der veränderlichen, in Zeit und Raum erscheinenden Dinge. Die dritte in dem Reiche dieser Dinge, als der sichtbaren Wirkungen jener Grundursachen. Die vierte wiederum in Gott, insofern Gott nicht bloß das Princip oder der erste Ausgangspunct ist, aus wel: chem die Dinge hervortreten, sondern auch das Ziel, oder der lehte Endpunct, in welchen die Dinge zurückgehen. Denn von dem Urheber des Aus sagt man in menschlis cher Sprache deshalb, er schaffe, weil aus ihm die Ges sammtheit der zeitlich durch ihn entstandenen Dinge in Gattungen, Arten, Zahlen und mannigfaltigen Verschie denheiten, vermige einer wunderbaren Vervielfältigung, hervorgeht. Weil aber alles Hervorgegangene einst, wenn es zu seinem Ziele gelangen, in ihn, den Urheber, sich wieder zurückziehen wird, so heißt er deshalb auch das Ende von Allem, und in diesem Sinne kann er als die Natur bezeichnet werden, die weder schafft, noch geschaf fen wird. Nachdem nämlich Alles in ihn zuruckgegan gen seyn wird, so wird nichts weiter aus ihm durch Zeugung in Raum und Zeit, in Gattungen und Arten hers vorgehen. Alles wird in ihm ruhig verharren und ein untheilbares und unveränderliches Eins bleiben *).

Das ganze System des Erigena ist eine nähere Ausführung dieses Hauptgedankens und dieser Grundeintheis | lung des Seyns. Gott als der Urquell des Existirenden betrachtet ist ihm, mit Plotinos, der über das Wesen und Seyn und über die möglichen Bestimmungen dessele

1) De Divis. Nat. I. p. 1. II. p. 46. น. 47.

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ben, mithin über die Kategorieen Erhabene *), der durchaus Unbegreifliche und Unaussprechliche, von dem Nichts in der eigentlichen Bedeutung der Worte, sondern Alles nur uneigentlich und sinnbildlich ausgesagt werden kann. Nur aus seinen Wirkungen, sagt Erigena, und in seinen Wirkungen erkennen wir ihn. Daß er ist, erklärt sich uns in seiner Schopfung; was er hingegen ist, zu bes greifen, dies übersteigt nicht nur das Vermogen der menschlichen Vernunft, sondern auch die reinste Intelligenz der Himmelsbewohner. Nun erkennen wir aber, soweit er uns in seinen Wirkungen sich offenbart, sein Daseyn aus der Existenz der Dinge, ferner seine Weisheit aus der bewundernswürdigen Ordnung der Dinge, endlich sein Leben aus der Bewegung. Die ursächliche schdpferische Natur, so darf man hiernach sich aussprechen, existirt also, ist weise und lebendig. Demzufolge lehren die Erforscher der Wahrheit, ihr Seyn werde als der Vater, ihre Weisheit als der Sohn, ihr Leben als der Heilige Geist bezeichnet 2).

1) 1. c. I. p. 12.: sed, ut ait sanctus pater Augustinus in libris de trinitate, dum ad theologiam, h. e. divinae essentiae investigationem pervenitur, categoriarum virtus omnino extinguitur. Nam in ipsis naturis a deo conditis motibusque earum categoriae qualiscunque sit potentia, praevalet. In ea vero natura, quae nec dici, nec intelligi potest, per omnia in omnibus deficit,

2) 1. c. I. p. 8, 12, 13. Bei dieser Gelegenheit erklärt sich Erigena näher noch so uber das Geheimniß der Trinità:: der heilige Theolog Dionysius der Areopagit leite uns in der Betrachtung dieses Geheimnisses auf das wahrste und zuverlässigste, indem er behaupte, daß durch kein Wort und keinen Namen, durch keine Bedeutung irgend eines articuDer Sohn Gottes ist die Weisheit, welche aus dem Vater ausstralt und gleich ewig mit ihm ist; er is der Gedanke Gottes, der mit ihm selbst eins ist, in welchem Gott die unwandelbaren Ideen der im Gebiete der Wandelbarkeit und Mannigfaltigkeit erscheinenden Dinge von Ewigkeit her vorgebildet hat *). Er ist, in jeder Bedeu

lirten Lautes die höchste urgrundliche Wesenheit von Allem könne bezeichnet werden. Sie sey weder Einheit noch Dreiheit, eine solche nämlich, wie sie auch von der reinsten Intelligenz eines Menschen oder der klarsten eines Engels gedacht werden könne. Damit aber dennoch von einem so ganz unbegreiflichen und unaussprechlichen Gegenstande fromme Seelen etwas erfassen und aussprechen möchten, besonders auch in Hinsicht auf diejenigen, welche Belehrung uber die christliche Religion von katholischen Männern verlangen, seyn diese sinnbildlichen, symbolischen Worte des religiosen Glaubens von heiligen Theologen erfunden und mitgetheilt worden. Wir sollen demnach von Herzen glauben und mit dem Munde bekennen, die göttliche Kraft des einigen Wesens sey nach drei Personen in drei Substanzen enthalten, und dies sey mit Hilfe einer spirituellen Erkenntniß und einer vernünftigen Forschung erfunden worden. Indem jene Männer die eine unaussprechliche Ursache von Allem, das eine untheilbare, einfache und allgemeine Princip soweit im Auge hatten, als sie es, durch den gött lichen Geist erleuchtet, anzuschauen vermochten, nannten sie dasselbe Einheit. Insofern sie aber die nämliche Einheit von der Seite betrachteten, nach welcher ihr keineswegs eine unfruchtbare Einzelheit, sondern vielmehr eine wunderbare fruchtbare Vielfältigkeit zukommt, erkannten sie drei Substanzen der Einheit, die unerzeugte, die erzeugte und die fortschreitende. Das Verhältniß der unerzeugten Substanz zur erzeugten nannten sie den Vater, das Verhältniß der erzeugten zur unerzeugten den Sohn, das Ver= hältniß der fortschreitenden zu der unerzeugten und erzeugten den heiligen Geist.

1) 1. c. II. p. 47, 48, 57, 58. III. p. 106, 107.

tung der griechischen Benennung, Logos" sowohl das Wort, als der Verstand und als der Grund. Das Erste, weil Gott der Vater durch ihn sagte, daß Alles werden solle, ja weil er selbst die Rede und das Gespräch des Vaters ist. Das Zweite, weil er das urbildliche Muster der sichtbaren und der unsichtbaren Gegenstände ist, weshalb er bei den Griechen,Idea", Gestalt oder Form heißt. Das Dritte, weil die Ursachen von Jegli chem ewig und unveränderlich in ihm bestehen. Mit Recht darf man sich daher auch so ausdrucken: Gotz tes Wort sey der zugleich einfache und in sich selbst unendlich vielfache schipferische Verstand und Grund des sichtbaren Weltalls. Der einfache, weil die Gesammtheit der Dinge in ihm ein einziges und untheilbares Wesen ist, der vielfache, weil er durch das Universum ins Unendliche sich verbreitet und weil diese seine Verbreitung die Substanz des Universums ausmacht *).

1) 1. c. III. p. 106.: rationes omnium rerum, dum in ipsa natura verbi, quae superessentialis est, intelliguntur, aeternas esse arbitror. Quidquid enim in deo verbo substantialiter est, quoniam non aliud praeter ipsum verbum est, aeternum esse necesse esť. Ac per hoc conficitur, et ipsum verbum et multiplicem totius universitatis conditae principalissimamque rationem id ipsum esse. Possumus etiam sic dicere, simplex et multiplex rerum omnium principalissima ratio, dominus verbum est. Nam a graecis logos vocatur, h. e. verbum vel ratio vel causa. Inde, quod in graeco evangelio scriptum est: ἐν ἀρχῇ ἦν ὁ λόγος, potest interpretari: in principio erat verbum, vel: in principio erat ratio, vel: in principio erat causa. Quodcunque enim horum quis dixerit, a veritate non deviabit. Nam unigenitus dei filius et verbum est et ratio et causa, etc.

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Die im göttlichen Wort ewig beharrende, einfache, über Zeit und Raum erhabene Idealwelt offenbart sich in der sinnenfälligen, mannigfaltigen Welt der in Zeit und Raum *) nach und neben einander sich ausbreitenden Dinge, ohne jedoch aus ihrer ursprunglichen Hei math und Natur herauszugehen. Die idealen Grundursachen treten in demjenigen hervor, dessen Grunde sie find, verlassen aber hierbei nicht ihr Princip, die Weis

heit des Vaters, in welcher sie von jeher gebildet sind, und während sie in sich selbst verbleiben und in dem unergrundlichen Dunkel ihrer Vortresslichkeit immer vers borgen ruhen, hiren sie nicht auf, zu erscheinen 2). Daß

1) Zeit und Raum sind nach Erigena mit der vergänglichen
Welt entstanden und werden einst mit ihr wieder unterge-
hen. Vergl. besonders de divis. nat. V. p. 240.: nullus
pie atque catholice philosophantium divinaeque scri-
pturae virtutem considerantium dixerit, ut opinor,
loca et tempora ante mundum fuisse. Totus mun-
dus peribit, neque ulla pars sui post suum interitum
remanebit sine interitu. Sunt autem partes ejus locus
et tempus, in ipso igitur et cum ipso peribunt locus
et tempus. Locum nunc dico, non rerum definitio-
nem, quae semper manet in animo, sed spatium, quo
corporum quantitas extenditur. - Cum non fuerit,
quod locari et circumscribi indigeat, quomodo erit
locus?
Non aliter de tempore. Quando enim
nullus motus erit, quem mensura temporis dividet et
comprehendet, quomodo tempus erit? Est enim tem-
pus morarum vel motuum certa et naturalis dimen-
sio. Pereunte igitur, quod mensuratur et illud, quod
metitur, necessario peribit.

2) 1. c. II. p. 59.: principales itaque causae et in ea, quorum causae sunt, proveniunt et principium, i, e. patris sapientiam, in qua factae sunt, non relinquunt, et, ut sic dicam, in se ipsis permanentes invisibiles

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