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renbreughelischen Einbildungskraft entlehnten, monstrosen Kopf dar. Der klaffende Ra= chen des grotesken Ungethums hat eine Garnitur von neunzig Hundezähnen.

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Die Kleidungsstücke der verschiedenen Südseevölker sind meistens aus dem durchweichten Baste des Brot oder Parpiermaulbeerbaums geschla= gen; andere bestehen aus einem zarten Flechts werke. Die neuseeländischen sind von Seidenflachs (Phormium tenax L.). Die Stoffe von Owaihi übertreffen alle übrigen durch die Schönheit der eingedruckten Figuren.

Ein Halsband von bunten auf Bast gereihten Schneckenhäusern, ward mir als ein Hauptartikel des feuerländischen Pußes merkwürdig. Auch das elendeste aller bekannten Völker konnte nicht ganz ohne Toilettenfünfte bleiben: denn der Hang zum Puke erfreute sich bekanntlich, unter allen Zonen, immer einer ausgedehntern Verbreitung, als der Gebrauch der Kleidung.

Sehr charakteristisch, in Vergleichung mit diesem Halsbande, ist ein Ohrgehänge von

Otaheiti: drey ächte Perlen an einer Schnur von Menschenhaaren; und, vielleicht noch mehr, ein neuseeländischer Ohrenschmuck: fünf Menschenzähne.

Unter den Waffen der Südseevölker macht sich eine acht Fuß lange Lanze von den Sandwichinseln besonders bemerkbar. Sie ist von Ka= fuarinaholz, und so vollkommen geglåttet und geründet, daß niemand, ohne von der Geschichte ihres Ursprunges unterrichtet zu seyn, dieselbe bloß für ein Werk steinerner Instrumente halten würde.

Als wir die Betrachtung der Südseefeltenheiten geendigt hatten, forderten Berufspflichten meinen Begleiter nach Hause, und für die na turhistorischen Glasschränke und Schubladen blieb uns kaum noch die Zeit zu einem schnellen Ueberblicke des Bedeutendsten. Diese allzuflüchti gen Anschauungen müssen folglich übergangen werden. Nur in Rücksicht auf Bonnets Res produktionsversuche mit dem Waffersalamander, (Lacerta lacustris) die mich einft in GenErinnerngen II.

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thed so lebhaft intereffirten, will ich hier die merkwürdigste von allen mir bekannt gewordenen Operationen dieser Art aufzeichnen. Herr Blu= menbach zeigte mir einen Salamander, dem er das eine Auge völlig faftleer gemacht und hierauf die Haute desselben beynahe ganz ausge= schnitten hatte. In Zeit von zehn Monaten er: stattete sich ein neuer Augapfel, der sich vom andern nur dadurch unterschied, daß er um die Hälfte kleiner war.

Wer thdricht genug ist, in Kunst- oder Na= turaliensammlungen, denen er nur wenige Stun= den widmen kann, alles auf einmal ergreifen oder umspannen zu wollen, der wird wohl thun, schon im voraus auf jeden reinen Ideenertrag Verzicht zu leisten.

Auf der Sternwarte sahe ich das herschelische Teleskop, womit die Königin von England der Universität ein wahrhaft königliches Ge= schenk machte, und das bis jet in Deutschland, unter diesen unentbehrlichsten Hülfswerkzeugen der erhabensten aller Wissenschaften, immer noch

den ersten Rang behauptet. Die Länge beträgt zehn Fuß und die Oeffnung neun Zoll. Es vergrößert tausendmal im Durchmesser. Das große Teleskop Herschels vergrößert, bei vierzig Fuß Länge und fünf Fuß Oeffnung, elftausendmal.

Eins der glänzendsten Denkmäler der Buchdru Œerkunst ist und bleibt ohne Zweifel die große Prachtausgabe des Shakespeare, wovon eben die ersten Lieferungen auf der hiesigen Universi= tåts Bibliothek angekommen waren, und bis jest hatte sich wol noch kein Dichter eines pracht= volleren Gewandes zu rühmen. Die dazu gehdrigen Kupfer find vom ungleichsten Werthe, und nur wenige werden die Erwartung des ächten Kenners ganz befriedigen, die nicht anders als hoch gespannt seyn konnte, weil sie großentheils von Künstlern herrühren, deren Talent in der herrlichsten Blüthe steht, und die auf der Laufbahn des Ruhms bereits Kränze errungen haben, welche der Vergänglichkeit Trok bieten. Am meisten, dúnkt mich, ließe sich gegen die Wahl der dargestellten Scenen erinnern, die wirklich

oft, ohne das mindeste ästhetische Gefühl, `blindlings, wie Lotterieloose aus der an den erha= bensten, schauervollsten, entzückendsten, wunderbarsten, ritterlichsten, feenhaftesten und lieblichsten Situationen so unendlich reichen Fülle der großen Zauberurne hervorgegriffen wurden.

Auch Heynes zu 2ondon gedruckter Virgil war kürzlich eingetroffen. Daß er in typogra= phischer Rücksicht die Leipziger-Edition in weiter Ferne zurücklasse, bedarf kaum der An= deutung. Selber der Heros der Buchdruckerkunst Bodoni würde durch die Anerkennung einer folchen Ausgabe, für seines Namens Ehre auch nicht den leichtesten Nebelflecken zu fürchten haben. Es ist ein allgemeiner Wunsch, auch Hey= nes Homer, dessen Erscheinung jeder Freund des Máoniden mit gerechter Ungeduld entgegenfieht, der nämlichen Druckerpreffe verdanken zu dnnen, weil im Ganzen für die dußere Schönheit philologischer Werke in wenigen gelehrten Staaten schlechter gesorgt wird, als in denen

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