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richteten Gedächtnißurne. Weiterhin schlängelt ein Pfad fich durch eine Wiese, wo jedes Lüft= chen dem Wanderer ländlichen Frieden in den: Busen haucht, und endet am hohen und steilen. Ufer der Leine. Nun gelangt man, über einige rustike Brücken, durch lachende Auen und malerische Baumgruppen, zu einer Halle, wo die reizende Landschaft sich am vortheilhaftesten: darstellt. Das Kloster blickt mit seinem einsamen: Kirchthurm aus dem Gebüsch hervor; seitwärts. windet sich die eine durch ein reichangebautes. Thal, und im Hintergrunde fhließen die Thürme von Hannover die Aussicht über Haine, Wiesen und Kornfelder.

Von hier leiten labyrinthische Pfade zu einer Anhdhe, wo der unvorbereitete Fremdling durch den Anblick eines Gottesackers überrascht wird.. Auf den Todtenkreußen liest man geliebte Na= men aus Yorics Reisen und dem Tristram Shandy. Vater Lorenzo, Elisa, Ma-ria von Moulins, Korporal Trim, Onkel Toby und Yoric, wurden von einer

fammelt.

dichterischen Phantafie auf diesem Friedhofe ver= Daneben ladet eine Eremitenklaufe zum Ausrasten ein. Ueber der Pforte schwebt eine Glocke, woran der Pilgrim ziehen und den abwesenden Einsiedler herbeyrufen kann. Auf dem Tische von Baumborke liegen Todesbetrach= tungen aufgeschlagen. Die ganze Habe des Eremiten besteht aus einem Rosenkranz, einem Weihwaffergefäß, einer kleinen Bibliothek von Andachtsbüchern und Heiligenlegenden, Strohmattenlager und einer Laterne.

einem

Hinter der Einsiedeley erhebt sich auf einem Rasenplage, unter einer uralten Eiche, ein Drui denaltar, bey welchem die Vignette zu Ger = ftenbergs Gedichte eines Skalden wahrschein= lich zum Vorbilde diente.

Der Garten hat viele Denksprüche, die theils an den Wänden ́offener Hallen, theils an Brůdengeländern und Bänken angebracht sind. Die englischen sind größtentheils aus Young, Pope und andern klassischen Dichtern entlehnt; über die Auswahl der deutschen aber hat ein gottsche= discher Dämon gewaltet.

unter den dicht verschränkten Wipfeln eines Wäldchens liegt ein rohbehauener Stein auf ei nem Grabhügel, mit folgendem Epitaph in der verfehlten Manier des braven Altmeisters von Nürnberg:

Hier, wandrer, halt, eil nit so hin!
Lies erft wer ich gewesen bin.

Ich war, wie andre junge geden,

Stolz, nasweis, thät ums weibsen lecken,
Hatt fondre grill dabey im Hirn,
Und einen Burm grad hintr'r Stirn;
Dem macht' ich luft zu früh, ich tropf,
Mit einer Kugel durch den Kopf.
Nun lieg' ich hier, bin asch' und graus,
und flug' nnd narren pfeifen mich aus.
Haft auch'n wurm? so hör', ich bitt',
Heg' und pflege, doch schieß dich nit.

Selbstmörder verdienen nur Mitleid, und es ist niedrig und grausam, diese Unglücklichen zum Ziele einer abgeschmackten und faden Spötteley zu machen. Mit Recht hält man daher diese Reimerey, um welche der elendeste Versler

übrigens ihren Urheber keinen Augenblick benetden wird, völlig unter der Würde des edlen und sanften Charakters, welcher diese Gartenanlagen fo vielseitig auszeichnet.

Für die Vortrefflichkeit des Monuments der unglücklichen Königin Karoline Mathilde. im Schloßgarten zu Zelle leistet Defers Name die sicherste Bürgschaft. Es front, am Ende der Hauptallee, eine mit Weymutskiefern und Thränenweiden bepflanzte Rasenhdhe. Die Wahrheit, erkennbar an dem ihr zur Seite liegenden Spiegel, schmückt eine Urne mit Palmenzweigen. Vor ihr steht die Vaterlandsliebe, als ein schdnes Weib mit einem Kinde im Arme, den Blick auf das Bruftbild der Königin geheftet. ihrer Rechten hält ein Genius mit flehendem Ld= cheln eine Rose empor; fie aber läßt, versunken in den Gegenstand ihrer Betrachtungen, sogar dieses Blumenopfer für den Augenblick unbeachtet.

Zu

Beh Erblickung des hiesigen Schulgebäudes ward ich von neuem an den liebenswürdigen Dichter Holty erinnert, der hier seine kurze,

aber mit 2orbern bezeichnete Laufbahn antrat. Wie Brawe, Cronegk und Michaelis welfte er in der schönsten Blüthe seines Ruhmes dahin. Welch eine glänzende Gemälde - Gallerie hätte die poetische Kunst sich nicht von einem Jünglinge noch versprechen können, der, nach dem Zeugnisse feines trefflichen Biographen, alles, was er bisher dichtete, nur als vor-übende Studien zu. Werken des Mannes ans fahe!

Zu Wigendorf, vier Meilen von g'elle, las ich auf dem Gottesacker einige Grabschriften, die alle so anfingen: Hier ruhen die Ge=beine anstatt jenes fast. allgemein übli: Hen Anfangs: Hier ruhet in Gott der wohlfelige. ..... Es war in der That eine wohlthuende Ueberraschung für mich, in eis nem kleinen Dorfe, diese trostlose Formel, die noch auf den Grabsteinen aller Stadtkirchhdfe. angetroffen wird, durch eine, von Vernunft und Glauben zugleich ausgesprochene, ver drängt zu sehen.

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