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ler, und gleich ihnen dadurch an Kraftfülle des Ausdrucks gewonnen.

Rur Ein unfreundliches Gestirn waltet über diese poetischen Kunstwerke: fie müssen in einer Gelehrtenrepublik erscheinen, wo ihnen, ihres scharfgeprägten Werthes ungeachtet, vielleicht nach wenigen Jahren schon das Loos der Ver= geffenheit bevorsteht. In dieser reinen Demofratie, wo nur eine lessingische oder wielandische Diktatur dem immer mehr überhand nehmenden freibeuterischen Unwesen zu wehren vermöchte, verdrängt eine Epoche der Liebhabe= rey mit unglaublicher Schnelligkeit immer die andere, und die Muse des Gesanges hat sich aus dem literarischen Marktgetümmel und Krdz mergewühl zurückgezogen, wo noch immer die hunderthändige Polygraphia, unter dem Schuhe Hermes des Gewinnverleihers, (Eguns negdwos) das Volk zu bethören fortfdhet. Der unmittelbaren Pflege dieser Vorläuferin der Barbarey erfreut sich vorzüglich das weitläufige Pilz: geschlecht der neusten Moderomane aus der Rit

ter und Vorzeit, das, in unsåglicher Fülle, weit und breit, an Sümpfen und auf Brachfeldern, fröhlich hervorschießt. Hierzu kommt noch, daß vor unserm Publikum, `im Allgemeinen, nur die Erzeugnisse der jedesmaligen lehten Messe eine flüchtige Gnade finden. In den brittischen Buchläden fragt man weniger nach dem Neuen, als nach dem Guten; daher auch Shakspeare, Milton, Pope, Young, Thomson, Shaftesbury, Addison, Sterne, Fiel= ding, Hume, Robertson, Gibbon, und die übrigen Klassiker der Nation, immer wiedergelesen, wiedergedruckt, und beynahe eben fo häufig auf den Puhtischen der Damen, als in den Bibliotheken der Gelehrten angetroffen wer= den. Dort blüht, mehr als in einem andern Lande, jener allgemeine Geschmack, der im Reiche der Wissenschaften alles, was den Stempel des ächten Vollgehalts an fich trägt, vom Epigramme bis zur Epopee, vom Todtengespräche bis zur Tragödie, vom Feenmährchen bis zur philosophischen Völkergeschichte, nach

Verdienste würdigt und allein der wahre ge= nannt werden kann; so wie ein Linnâus im Reiche der Natur nichts mit Gleichgültigkeit be= trachtet, und nicht nur die Adansonia und den Elephanten, sondern auch den Schimmel und das Räderthier zu Gegenständen seiner Untersuchungen macht.

Das Bittre des Abschiedes von Salis ward mir durch den Gedanken an die herrlich aufblů= hende Erfüllung seines lehten Wunsches ge= mildert:

Wenn, o Schicksal, wenn wird endlich
Mir mein legter Wunsch gewährt?

Nur ein Hüttchen, still und ländlich,

Nur ein kleiner eigner Herd;

Nur ein Freund, bewährt und weise,
Freyheit, Heiterkeit und Ruh,

Ach! und Sie, das seufz' ich leise,
zur Gefährtin Sie dazu.

Indeß will ich im Tempel der Hoffnung, in Er: manglung eines Votivgemäldes, zwey immers grünende Epheukränze aufhängen, zu welchen

ich die Ranken von der Felsenwand des Kirchhofs von Montreux brach, wo Salis und ich, an einem schönen Herbstabende, die Sonne hinter dem Jurassus herabsinken sahen, und eine Unterredung über Trennung, Tod und Fort= dauer, mit der lebendigen Ueberzeugung endigten: daß Verbindungen, welche den erkenntnißfähigen Theil unsrer Wesen vereinigen, aller Umbildungen des Wandelbaren ungeachtet, ewig unzerstörbar bestehen.

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