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Es kam zu ihm auf Schwanenschwung
Melodisch die Begeisterung,

Und Ilias und Odyssee

Entfliegen mit Gefang der See.

Zu Rastorf, einer ländlichen Besitzung der gräflichen Familie Ranzau, welcher auch das freundliche Aschberg gehört, durchging ich ohne besonderes Interesse den künstlichen Theil des Gartens. Im Wohnhause zog nichts meine Auf= merksamkeit an, als ein Familiengemälde von dem in diesen Gegenden sehr geachteten Künstler Stein, das ein junges Ehepaar mit zwey Kindern, in einer wirklich schönen Gruppirung, vorstellt. Das einzige, was mir im Garten ge= fiel, war ein Monument, welches die verwittwete Gräfin Ranzau dem Andenken ihres Gatten er: richtete. Die Form desselben ist dußerst gefällig. Keine Wappen oder Tropdenornamente verunzieren das Ganze. Die Goldschriften auf dem licht: grauen Marmor schmeicheln dem Auge; aber die matten, gottschedischen Reime beleidigen den dsthetischen Sinn.

So viel Vortheilhaftes mir auch schon mancher patriotische Holsteiner, wenn von den seichten und unwahren Urtheilen des verkappten reisen= den Franzosen über Holstein die Rede war, von den anziehenden Gegenden dieses Lan= des, und besonders von der Lage von Aschberg gesagt hatte, so wurde meine gespannte Erwars tung beym Anblicke dieser entzückenden Reviere dennoch um vieles übertroffen. Der Garten von Aschberg stößt an den Pldnersee, der die Hauptschönheit der ganzen, weithingedehnten Landschaft ausmacht. Seine Länge beträgt eine deutsche Meile, und aus allen Standpunkten erblickt man an den lachenden Ufern Waldungen oder Dörfer. Ein Schweizerprofpeckt, wenn Gewdlke die Zinnen der Alpen verschleyern!

Der Weg von Aschberg nach Plon streift hart am Seegestade fort, und gewährt den lieblichsten Wechsel von malerischen Scenen und Erscheinungen. Der gewaltige Saal der alten Burg= feste zu Pldn verfekt in das romantische Zeital ter des Ritterthums. Alles darin ift gigantisch,

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und trägt das Gepräge der kühnen Roheit, welche jener Húnenperiode eigen war.

Unweit Plon las ich, auf einem ansehnlichen, mit grobgepinselten Rebenblättern geschmückten Gasthofschilde, das Wort: Erquickungsmittel. Der überraschende und originelle Lakonismus der Inschrift lockte mich an. Aber, gütiger Himmel, welch ein Regal ward hier dem bitter ge= täuschteu, eßluftigen Reifenden auf die schmußige Wolldecke eines vermorschten Wackeltisches, gang mit dem mürrischen Phlegma einer Almosenspende, zum Besten gegeben! Saures, kahnichtes und und verwässertes Bier, nebst einer Beylage von schimmeligem Brote und überfalzener Butter ! Ging es mir doch mit den anlockenden Titeln vieler bellettristischen Modeprodukte nicht um ein Haar besser, wie mit dem Aushängeschilde dieser Pfennigschenke!

Die freundschaftliche Einladung der Gräfin Luise Stolberg rief mich nach Trems= büttel. In diesem Holsteinischen Dorfe lebt ihr Gemahl, der königliche Amtmann Graf

Christian Stolberg, als Menschenbeglücker und Mufenfreund. Mit dem hohen Geißte der Gräfin, ihren vielseitigen Kenntnissen und ihrer ausgebreiteten Belesenheit, war ich schon früher, durch die trefflichen, des Druckes würdigen Briefe, welche sie seit mehreren Jahren an Bonnet richtete, vertraut geworden. In der That wurde der verewigte Greis wohl von Wenigen wärmer verehrt und beffer verstanden, als von dieser, nach Licht und Wahrheit unermüdlich forschenden Seele.

Nur noch einige Tage fehlten, um die Zahl von zwölf Monden zu erfüllen, seit Bonnet von hinnen schied. Wir hatten dann den heiligen Ma= nen des Unsterblichen, wie dankbare verwaiste Kinder, ein frommes Todtenopfer geweiht; doch schon der dritte Morgen gebot mir, den stillen Wohnsit einer durch Tugend, Weisheit und Sympathie fest gegründeten Glückseligkeit, und zwey schdne, lautere Herzen wieder zu verlassen, die noch oft in der Erinnerung meinen Geißt zu reineren, beglückenderen, freyeren und edleren Ansichten des Menschenlebens erhöhen werden.

XIII.

Gruß der Heimath.

1794.

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