Billeder på siden
PDF
ePub

welchen sich ein Gehölz traulich anschließt, das mit reinem Naturfinne, zu angenehmen Eußtgån= gen und heimlichen Ruheplähen benußt wurde. Hin und wieder sind Skulpturwerke angebracht; unter andern ein Amor, der einer Nachtigall Speise mit dem Pfeile reicht. Die Aufschrift am Fußgestelle gibt, an Lieblichkeit und Schöne, keiner Blume der griechischen Anthologie etwas nach:

Dich hat Amor gewiß, o Sängerin, fütternd erzogen; Kindisch reichte der Gott dir mit dem Pfeile die Koft Schlürfend saugtest du Gift in die unschuldige Kehle : Denn mit der Liebe Gewalt trifft Philomele das Herz.

Ihrem Bruder, dem Herzog Leopold von Braunschweig, der im Dienste der Menschliche keit eines Todes starb, welchen kein Schlachtfeld ihm rühmlicher und erhabener hätte gewähren kön= nen, errichteten schwesterliche Liebe und edelstolze Bewunderung in dem friedlichen Schatten dieses Tuskulums ein Denkmal mit der einfachen Aufschrift: Dem verewigten Leopold.

Zu den anziehendsten Merkwürdigkeiten von Weimar gehört unstreitig der Park; eine reisende,

durch die Natur ganz vorzüglich begünstigte Anlage, in jenem geläuterten und fesselfreyen Geschmacke, der in Deutschland zuerst von Worlik ausging, und deffen immer ausgedehntere Verbreitung einer der angelegentlicheren Wünsche aller Freunde des wahren Schönen geworden ist. So wie durch Rousseau und Basedow nach und nach aus vielen Schulen und Kinderstuben Stock und Ruthe verschwunden sind: eben so wird auch, durch das, was de Lille und Hirschfeld lehrten, und der Fürst von Dessau und seine glücklichen Nach= ahmer thaten, die Schnur- und Scherentyranney allmählig aus den deutschen Gärten verbannt werden.

Folgende schöne Stelle aus de 2illes Gartengedicht scheint mir die Gefeße zu enthalten, welche dem Schöpfer der weimarischen Anlage vom Genius der Gegend zu ftrenger Befolgung vorgeschrieben wurden:

C'est peu de charmer l'oeil, il faut parler au cœur.
Avez-vous donc connu ces rapports invisibles
Des corps inanimés et des êtres sensibles?

Avez-vous entendu des eaux, des prés, des bois,
La muette éloquence et la secrette voix?

Rendez-nous ces effets. Que du riant au sombre,
Du noble au gracieux, les passages sans nombre
M'intéressent toujours. Simple et grand, fort et doux,
Unissez tous les tons pour plaire à tous les goûts.
Là, que le peintre vienne enrichir sa palette;
Que l'inspiration y trouble le poëte;

Que le sage du calme y goute les douceurs;
L'heureux, ses souvenirs; le malheureux, ses pleurs.

Im Jahre 1783 brachte ich mit dem biedern, leider zu früh verblühten Musåus, in seinem kleinen vor der Stadt gelegenen Sorgenfrey, anspruchlos wie er selber, einen unvergeßlichen Sommernach= mittag zu. Er arbeitete damals an den Volks= mdhrchen der Deutschen, die in der Folge feinem Namen Berühmtheit und unserer Literatur einen Hamilton erwarben. Noch war ihm kein anch' io son pittore auch nur trdumend in die Seele, viel weniger wachend über die Lippen ge= kommen. Musdus wurde durch seinen harm: losen, unbefangenen und kindlichen Sinn mir so

theuer, daß ich, bey meinem diesmaligen Aufenthalte in Weimar, nicht weniger angelegent= lich nach seiner Grabstäte forschte, als weiland Tristram Shandy nach dem Grabe der beyden Liebenden in Eyon. Auf dem Ja= kobskirchhofe deutet ein Monument von edler Einfachheit dem Wanderer die Stelle an, wo sie den guten Mann hinlegten. unter seinem ähnlichen Bruftbilde steht ein Aschenkrug in einer Blende, über welcher man die Worte liest: Dem verewigten J. K. A. Musdus im Jahre 1787.

Einige Schritte davon ruht die Hülle feines Geiftesverwandten, des redlichen, von vielen guten Menschen betrauerten Bode. Als im elyfischen Haine sein Schatten erschien, ward er, mit Jubel und Wonne, von Cervantes, Ra= belais, Montaigne, Fielding und Sterne begrüßt. Jeder wollte der Erste seyn, dem Neuangekommenen etwas Artiges oder Verbindliches zu sagen; nur Sterne, so sehr dieser auch übrigens in seiner Schuld war, fiel pldßlich in den oberweltlichen Predigerton zurück und sagte mit

ftrenger Amtsmiene:,, Allzusehr mißtrauteft du deiner Schöpfungskraft und deinem Genie. Gleich uns, hättest du zum Range des Originalkünstlers dich aufschwingen können. Der Ruhm, deines Zeitalters trefflichster Kopist genannt zu werden, durfte dir niemals genügen. Zwar ließen dich die Vorwürfe deiner gelehrten Mitbürger über diesen Punkt immer noch so ziemlich in Ruhe; aber. Musen, Grazien, Amor und Jokus, weil du ihrer himmlischen Eingebungen und herrlichen Ga: ben weniger achtetest, als recht und billig war, begannen dir schon, als einem Undankbaren, zu zúrnen. Kaum vernahmen sie aber, daß noch kein Sterblicher dir långer, als bis zu Sonnenunter= gange, habe zürnen können, so traten die menschenz. freundlichen, huldreichen, leichtsinnigen und jovia= lischen Götterkinder wieder in ihren Charakter zus rúc, und waren versöhnt."

Ein hervorstechender Zug in Bode's moraliz schem Charakter, der sich nie verldugnete, war der brennende Eifer, womit er die Mängel und Schwächen, übrigens verdienstvoller oder berühm

« ForrigeFortsæt »