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Tort schlängelt sich durchs Land, in hundert regen
Stellen,

Der reinen Aare wallend Licht;

Hier lieget Nüchtlands Haupt in Fried und Zuversicht,

In seinen nie erftiegnen Wällen.

Dort frect das Wetterhorn den nie beflognen Gipfel,

Durch einen dünnen Wolkenkranj;

Bestralt mit rosenfarbnem Glanz,

Bestämt sein graues Haupt, das Schnee und Purpur

Gemeiner Berge blauen Rüđen.

schmüden,

von Haller.

Schon seit mehreren Wochen, mein geliebter Salis, hat mich das freundliche Schicksal, nach einer Reise durch Deutschland und Dinemark, wieder mit unserm Bonft etten vereinigt, und ich bewohne sein Gartenhaus, das dicht vor

der Stadt, auf einer vom linken Ufer der Aar fanft emporsteigenden Anhdhe liegt. Hier beherrscht man die reiche und prachtvolle Landschaft, von welcher Aberli, auf dem Blatte mit der unter: schrift: Die Stadt Bern von der Nord: feite, ein so glückliches Miniaturbild geliefert hat.

Ungeachtet Dir, während der langen Komèten, bahn meiner vaterländischen Wallfahrt, auch nicht ein Federstrich von meiner Hand zu Gesichte kam, so wich dennoch, deß bin ich fest versichert, die Ueberzeugung Dir niemals aus der Seele, daß Dein Andenken am Rhein und an der Elbe in der meinigen eben so jugendlich fortlebte, wie einft am Rhodan und an der Limmat. Wie freudig ward jede Frage von mir beantwortet, wenn irgendwo von Dir die theilnehmend oder neugierig forschende Rede war! Deine Muse hat in Deutsch: land eben so viele Freunde, als darin gebildete und gefühlvolle Menschen wohnen; und wer der Freund Deiner Muse ist, der ist auch immer zu gleich der Deinige.

Klopstod grüßt Dich mit Wärme. Wie nach

einem in der Fremde lebenden Sohn, erkundigte fich Wieland nach Dir. Das Angesicht des treff= lichen alten Ebert glänzte vor Freude, als er durch mich die Erfüllung Deines lehten Wun= fches erfuhr. Des sterbenden Bürgers trübes Auge erheiterte sich, vielleicht zum lestenmal, bey Erblickung Deines Bildes. Voß trug mir die Bitte an Dich auf, dem Genius, der Dir an der Seine und sogar in Flandern hold war, auch in Rhätien zu opfern.

Keine Deiner poetischen Ausstellungen scheint eine allgemeinere Sensation erregt zu haben, als der Gefang an das Mitleid. Sehr häufig habe ich, von schönen Lippen, Stellen daraus gehört, besonders die beyden Verse:

Bindest loser deine Garben

Vor der Aehrenleserin.

Betrachte dies alles als eine vom Parnasse selbst ausgegangene Aufforderung, nach immer höherer Vollkommenheit zu streben. Singe von Liebe, Freundschaft, Lebensweisheit und Natur, da noch alles um Dich her in Frühlingsherrlichkeit knospet Erinnerungen II.

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und blüht. Der Tage des Lenzes, o wie wenige nur find unser Theil!

Bonstetten wurde seit einiger Zeit, mehr als jemals, von Fremden, besonders von franzd fi: fchen Ausgewanderten besucht, die sich im Kanton Bern täglich in größerer Anzahl einfinden, weil fie, man weiß nicht ganz bestimmt aus welchen Gründen, die Regierung dieses Freystaates ihren überspannten Hoffnungen und Wünschen besonders zugeneigt wähnen. Ausgewanderte Damen von hohem Range verfolgten den armen Freund mit ihrem chemischen, mineralogischen und botanischen Wissensprunk. Er sollte lehren und lernen. Aber ihr ganzes Benehmen, karikaturmäßig nach PariserGelehrten kopirt, ward am Ende für ihn zur drückendsten Hausplage. Männische Weiber sind dem männlichen Geschlecht eben so widrig, als weibische Männer dem weiblichen.

Wir beschlossen deshalb eine kleine Fußreise, um wenigstens ein Paar Tage lang einander ganz anzugehören. Zum Ziele der Wanderung wählten wir den Gipfel des Stockhorns unweit Thun,

deffen Westseite, senkrecht abgestürzt, dem vertifalen Durchschnitt einer Kuppel gleicht, und mit der benachbarten, scharf zugespikten Pyramide des Niesen auffallend kontrastirt.

Das Gutachten eines der Gegend kundigen Bauern, den wir über die Seite befragten, von welcher dem Stockhorn am besten beyzukommen sey, fiel dahin aus, daß wir, wie er sich ausdruckte, diesen Breitbaren Berg bei Blumenstein anzugreifen hätten.

Dem zufolge begaben wir uns nach dem bekann: ten Badhause von Blumenstein, das am Fuße des Stockhorns in einer anmuthigen Wiesen= gegend liegt, und nahmen daselbst unser Nachtquartier.

Die aufgehende Sonne fand uns schon in einer luftigen Halle, beym Frühstück, im Horaz lesend. Kaum waren wir mit unserm Lieblingsdichter von Rom nach Brundusium abgereist, als zwey hübsche Bäuerinnen uns wieder nach Blumenstein zurückriefen. Sie brachten Sträuße von Hyazinthen und Nelken, mit der Bitte, damit

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