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L'onda dal mar divisa
Bagna la valle e il monte,
Va passagiera in fiume,
Va prigioniera in fonte;
Mormora sempre e geme
Fin' che non torna al mar.
Al mar dove ella nacque,
Dove acquistò gli umori,
Dove da lunghi eriori
Spera di riposar.

METASTASID,

Schnell, bequem und wohlfeil wird man durch die Postkutsche von Zürich nach Konstanz befördert. Meine Gefährten waren ein Exkapellmeister des Fürstbischofs von Basel, und ein Tuchhändler aus dem Elsaß. Jener hatte durch die Revolution seinen Posten und fämmtliche Habe verloren, dieser hingegen, bey Gelegenheit

einiger Tuchlieferungen für die Armeen, beträchtlich dadurch gewonnen. Der politische Glaube dieser Herren war folglich schwarz gegen weiß, ohne die allergeringste Mittelschattirung. Auch geriethen fie bald so heftig an einander, daß es der unbefangene Dritte für Menschenpflicht hielt, durch einige an den Tonkünstler gerichtete mustkalische Fragen, der schon als unvermeidlich drohenden athletischen Katastrophe des Zwiespaltes noch bey Zeiten zu wehren.

Wie traurig, daß man im ganzen Umkreise der durch Frankreichs Revolution erschütterten Länder beynahe nirgends mehr einen Schritt mit Menschen oder unter Menschen thun kann, ohne vom Gifthauche des unreinen Parteygeistes an= geweht zu werden, vor welchem, in Hütten und Paldsten, jede schöne Blume der Geselligkeit und Lebensfreude dahinstirbt.

Der Gefährte, mit dem du ehemals eine Strecke Weges zurückzulegen hatteft, erleichterte dir die Beschwerden desselben durch Frohsinn und Ge= správ, und beym Handdrucke des Abschiedes las

fest du in seinem Auge deutlich den Wunsch, dir noch einmal zu begegnen: jeho forscht und spdht er mit mißtrauischer Lauersamkeit, ob du dich zur dreyfarbigen oder zur weißen Kokarde bes kennst, und die entdeckte Abweichung deiner po= litischen Grundsäge von den feinigen bestimmt ihn, entweder alle weitere Gemeinschaft mit die zu vermeiden, oder dich mit fanatischer Bekehrungswuth, als einen Feind der allgemeinen Glückseligkeit, anzugreifen. Wie oft sind, bey folchen Anlässen, mir schon die Sekten des Omar und Ali eingefallen, deren eine die Abwaschung vom Ellenbogen, die andere aber von den Fin: gerfpigen anfängt. Kaum hat ein Anhduger des Ellenbogens den Reisegefährten bey dieser heiligen Handlung zuerst die Fingerspigen anfeuchten gesehn, so ist pldklich der Friede gebrochen, und derjenige, mit dem er kurz vorher in brüderlicher Eintracht lebte, ist nun vor den Ausbrüchen des wüthenden Hasses keinen Augenblick mehr ficher.

Ein Beyspiel von patriotischer Todesverachtung,

das einer Ehrenstelle im Thucydides oder Livius werth gewesen wäre, wurde mir in Konstanz aus einem Briefe mitgetheilt, den ein französischer Kaufmann von seinem Sohn erhielt, welcher sich bey der Armec zu Nizza befindet. Ich gebe das Faktum so schmucklos und einfach wieder, wie mein Gewährsmann es vortrug.

Ein französischer Grenadier war anf einer kleinen Expedition an den Gränzen der Grafschaft Nizza, man weiß nicht genau durch welchen Zufall, von seinem Corps abgekommen, und schweifte in einer wilden Gebirgsgegend als ein Verirrter umher. Plöglich sah er sich von einer feindlichen Patrouille umzingelt und entwaffnet. Das erste, was die Piemonteser von ihrem Gefangenen begehrten, war, seinen politischen Jrr= glauben abzuschwören, und: Vive le Roi! zu rufen. Kalt und fest sagte dieser: Ça ira! ,,Du bist ein Kind des Todes, wenn du nicht augenblicklich: Vive le Roi! rufft", schrieen jene noch einmal. Der Franzose wiederholte mit

erhöhtem Affekte: Ça ira!,,Nun, zum lehtenmal, wenn dir dein Leben lieb ist, so sagst du: Vive le Roi"! Bey diesen Worten, die schon mit knirschendem Ingrimme auggestoßen wurden, kehrten alle Bajoneter sich gegen die Brust des Republikaners. To riß dieser die Weste auf, und weihte sich dem Tode mit dem begeisterten Aus= rufe: Ça ira sans moi! Kaum waren diese wenigen Sylben mit einem Tone ausgesprochen, der dem wehrlofen Gefangenen die ganze Würde eines triumphirenden Siegers gab, als er unter den Stichen seiner Mörder zu Boden sank.

Der Name des Grenadiers blieb dem Korre= spondenten verborgen.

Wie mancher Name kam schon um den verdienten Glanz der Unsterblichkeit, weil der stürmende Drang ungeheurer Weltbegebenheiten ihn fortris, ehe er noch einem Ohre vernehmlich oder einer Feder schreibbar werden konnte; und auch dieser Heldenscene wäre niemals gedacht worden, wenn einen der Augenzeugen das Erhabene darir.

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Erinnerungen II.

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